Dein Geburtsplan – Überlegungen zu jeder Phase der Geburt

Geburt – so unterschiedlich wie jede Frau selbst. Daher gibt es auch eine Fülle an Möglichkeiten, damit deine Geburt zu deiner Wunschgeburt wird, durch die du kraftvoll und gestärkt hervorgehst und die dir ein Leben lang als positives Erlebnis in Erinnerung bleibt. 

 

Warum ein Geburtsplan sinnvoll ist

Für die werdende Mama gibt es viele viele Sachen, über die sie sich plötzlich Gedanken machen muss oder möchte. Wie wird es sein, wenn das Baby da ist? Was wird sich im Alltag, in der Beziehung, im Leben verändern? Was brauche ich als Mama, was braucht mein Baby? Aber auch: Wie wird die Geburt werden? Wo und wie möchte ich gebären? Welche Wünsche, Vorstellungen und Bedürfnisse habe ich für dieses ganz speziellen Tag?

In aller Munde ist bei diesen Überlegungen der so genannte Geburtsplan. Die Mama notiert sich, was sie möchte und was sie nicht möchte. Und dann gibt es immer wieder die Stimmen, die sich gegen einen Geburtsplan aussprechen. Eine Geburt ist ja eh nicht planbar und so ein Geburtsplan ist daher vergebene Liebesmüh. Nun macht sich Unsicherheit breit. Muss nun ein Geburtsplan her oder nicht?

Ja es stimmt. Eine Geburt ist insofern nicht planbar, als das die Mutter nicht allein bestimmt, wie sie abläuft. Auch das Baby hat ein Wörtchen dabei mitzureden. Und nicht zuletzt sind auch die äußeren Begebenheiten ausschlaggebend für den Geburtsverlauf.

In meinen Augen ist ein Geburtsplan sehr wichtig. Nicht um dich auf deine Traumgeburt zu versteifen. Vielmehr um dir aller Möglichkeiten bewusst zu werden. Was möchtest du? Was möchtest du nicht? Und wenn Plan A nicht aufgeht und wir auf Plan B umsteigen müssen – was sind dann deine Wünsche? Was brauchst du, um dich von Plan A zu verabschieden und auf Plan B einlassen zu können?

 

 

Überlegungen zu den einzelnen Phasen der Geburt

Nachfolgend habe ich dir zu jeder Phase der Geburt ein paar wesentliche Punkte aufgeschrieben. Setze dich in Ruhe mit deinem Partner zusammen, besprecht die Punkte durch und notiert, was sich stimmig und gut für dich anfühlt.

 

Grundsätzliches

  • Wo will ich gebären?
    In Österreich hast du die Möglichkeit im Krankenhaus mit Geburtenstation, in einem hebammengeführten Geburtshaus oder zuhause zu gebären. Je nachdem welchen Geburtsort du dir aussuchst, hat das Auswirkungen auf dein Geburtsteam.
  • Wer ist in meinem Geburtsteam?
    • Hebamme – In Österreich herrscht laut Gesetz die so genannte Hebammenbeiziehungspflicht. Das bedeutet, dass in jedem Fall eine Hebamme bei der Geburt anwesend sein muss – unabhängig vom Geburtsort. Im Spital gibt es angestellte Hebammen, die dich betreuen. Für eine Geburt im Geburtshaus oder zuhause musst du dir selbst eine Wahlhebamme suchen, am besten nutzt du dazu die Seite des Österreichischen Hebammengremiums. Hier sind alle praktizierenden Hebammen mit ihrem Leistungsspektrum aufgelistet.
    • Doula – Eine Doula ist eine erfahrene Frau, die dir in der Zeit rund um die Geburt mental und emotional zur Seite steht – zusätzlich zur Hebamme. In einem früheren Artikel habe ich dir bereits die Vorteile der Doula Geburtsbegleitung erklärt. Auf der Seite des Vereins DiA Doulas in Austria kannst du nach einer Doula in deiner Umgebung suchen.
    • Partner – Überlegt euch gemeinsam, ob der Vater bei der Geburt dabei sein soll bzw. möchte. Heute ist es zwar relativ normal, dass der Partner bei der Geburt dabei ist, es sollte sich aber immer in erster Linie für euch Beide persönlich gut anfühlen.
    • Familienangehörige – Möchtest du in einem Geburtshaus oder zuhause gebären sind auch weitere Personen im Team wie die Mama oder die Schwester durchaus möglich, wenn es sich für dich stimmig anfühlt.
    • Arzt – Im Krankenhaus ist ein Arzt für Notfälle immer im Dienst. Im Geburtshaus oder zuhause ist jedoch kein Arzt anwesend, da er für den Ablauf der Geburt normalerweise nicht gebraucht wird.
  • Vorbereitungen / Atmosphäre
    Wie soll der Ort bzw. der Raum aussehen, in dem dein Kind auf die Welt kommt? Auch die Geburt ist ein Geburtstag und kann wie ein Fest zelebriert werden. Schaffe dir einen gemütlichen Raum. Zuhause sind dir hier sowieso keine Grenzen gesetzt, aber auch im Krankenhaus hast du normalerweise viele Freiheiten, solange das Personal nicht bei der Arbeit behindert wird. Ein abgedunkelter Raum, leise (oder auch lautere) Musik, Raumdüfte, (elektrische) Kerzen, dein Lieblings-Shirt, eine Kraftgegenstand für dich. Deiner Fantasie sind (kaum) Grenzen gesetzt.

 

Die Eröffnungsphase

  • Vaginaluntersuchungen / alternative Zeichen der Eröffnung
    Vaginaluntersuchungen sind hilfreich für deine Hebamme, um den Geburtsverlauf beobachten und dokumentieren zu können. Allerdings können sie auch unangenehm sein – vor allem wenn sie gehäuft praktiziert werden – und auch durchaus störend für deine Geburtsarbeit sein. Es gibt aber zahlreiche weitere Indizien für den voranschreitenden Geburtsverlauf, wie zum Beispiel die Fundushöhe, die Polinie und sogar der Geruch deines Atems. Sprich mit deiner Hebamme über Alternativen zu häufigen Vaginaluntersuchungen.
  • CTG – der Herztonwehenschreiber
    Das CTG ist ein Apparat, der mittels Sonden an deinem Bauch die Herztöne deines Kindes und deine Wehentätigkeit aufzeichnet. Einerseits ein tolles Gerät zur Überwachung, andererseits wird es leider oft als Ersatz für eine durchgehende Begleitung herangezogen. Außerdem schränkt es deine Bewegungsmöglichkeiten stark ein, die gerade bei der Geburt wichtig sind und auch der Schmerzlinderung dienen können. Ein dauerhaftes CTG durch die gesamte Geburt hindurch ist – außer bei Risikopatientinnen – nicht notwendig.
  • Bewegung und aktive Geburtsarbeit
    Es ist eine anerkannte Tatsache, dass eine aktive Geburtsarbeit – zum Beispiel in Form von Bewegung, Tanz, Positionsveränderungen, Hüftpressen etc. – dem Baby hilft, in einer guten Position ins Becken zu rutschen. Verlasse dich hier vor allem auf dein Bauchgefühl. Dein Körper wird intuitiv wissen, wann welche Positionen und Bewegungen hilfreich sind.  Auch Gebärende, die eine PDA bekommen haben, können nach wie vor mit Hilfe der Hebamme, der Doula und des Partners agil bleiben.

 

Schmerzlinderung

  • Massagen
    Durch Hautkontakt und liebevolle Berührungen wird der Gebärenden ein Gefühl der Sicherheit und des Geborgen seins vermittelt. Außerdem wird dadurch vermehrt Oxytocin, das Liebeshormon, ausgeschüttet, das wie ein natürliches Schmerzmittel funktioniert.
  • Akupunktur / Akupressur
    Durch Setzen von Akupunkturnadeln bzw. einer Druckmassage von bestimmten Schmerzpunkten am Körper, kann ebenfalls der Wehenschmerz vermindert werden. Viele Hebammen haben bereits eine Fortbildung zur Akupunktur.
  • Badewanne / Dusche
    Auch warmes Wasser wirkt sich schmerzlindernd aus. Einige Frauen mögen Wasser gar nicht, da es wehenanregend wirkt, viele Frauen finden die schmerzlindernde Wirkung aber toll und wollen gar nicht mehr aus der Dusche oder der Wanne heraus. Grundsätzlich gilt – machen was angenehm ist, das Wasser sollte Körpertemperatur haben (also nicht zu heiß sein) und nach zwei Stunden solltest du deinem Kreislauf eine Pause gönnen.
  • TENS – transkutane elektrische Nervenstimulation
    Mittels schwachen Stromimpulsen werden schmerzende Körperpartien behandelt. Der Strom selbst ist dabei nicht schmerzhaft, sondern vielmehr als ein Kribbeln auf der Haut zu spüren.  In anderen Bereichen der Schmerztherapie wird TENS bereits seit Jahren erfolgreich angewandt und auch als Kassenleistung bezahlt. In der Geburtshilfe ist es noch kaum verbreitet.
  • PDA / Schmerzmittel
    Weiters gibt es die Möglichkeit der Schmerzlinderung durch Schmerzmittel oder eine PDA. Hier gibt es aber nicht nur Vorteile, sondern auch sehr viele Nachteile, die du in deine Überlegungen miteinbeziehen solltest. Lasse dich bitte gut von deiner Hebamme und deinem Arzt über alle Eventualitäten aufklären.

 

Die Austreibungsphase

  • Intuitives vs. angeleitetes Pressen
    Auch wenn es deine erste Geburt ist – du bist während der Geburt deines Babys eine eigenständige und kompetente Frau. Intuitives Pressen ist daher der Optimalfall während der Austreibungsphase. Gerade wenn du Geburt aber schon sehr lange dauert und du erschöpft bist, kann dir angeleitetes Pressen helfen, wieder in deinen Rhythmus zu finden. Warum ein Rhythmus für deine Geburt wichtig ist, kannst du in meinem Artikel über die 3 R bei der Geburt nachlesen.
  • Dammriss vs. Dammschnitt
    Zu diesem Punkt möchte ich zuerst erwähnen, dass wir Frauen für das Gebären geschaffen wurden. Es wäre eine undenkbare Schwachstelle in der Natur, wenn der Geburtskanal so eng wäre, dass der Ausgang in jedem Fall reißen würde oder gar aufgeschnitten werden müsste.
  • Berührungen
    Für viele Frauen ist es ein wunderbares Erlebnis, während der Geburt ihr Baby kommen zu spüren. Die erste Berührung gehört somit der Mama, die genau merkt – jetzt ist es gleich geschafft. Vielleicht möchtest du sogar in einen kleinen Handspiegel sehen und den Schopf deinen Babys bestaunen.
  • Gebärpositionen
    Es gibt eine Vielzahl an Gebärpositionen. Richtig ist hier, was dir als Gebärender gut tut und welche Position du intuitiv einnehmen möchtest. Eines nur vorweg – der „tote Käfer“, also die Rückenlage in der Waagerechte ist mit Sicherheit eine der schwierigsten Positionen, da die Schwerkraft nicht wirken kann.

 

Die Bauchgeburt

  • Begleitpersonen
    Je nach Krankenhaus und Art des Kaiserschnitts sind auch Begleitpersonen im OP erlaubt. Der Partner darf in den allermeisten Fällen bei der werdenden Mama bleiben. Oft darf auch schon die Doula begleiten bzw. nach dem Eingriff mit dem Papa wechseln, sodass der Papa mit dem Kind mitgeht und die Doula bei der Mama bleibt. Einzig bei einem Not-Kaiserschnitt, der innerhalb von 5 Minuten und immer in Vollnarkose stattfindet, sind keine Begleitpersonen erlaubt.
  • Vorbereitungen / Atmosphäre
    Bei einem so genannten primären, also einem geplanten Kaiserschnitt hat die Mama in mittlerweile sehr vielen Krankenhäusern auch schon viele Möglichkeiten, die Bauchgeburt mitzugestalten. Der Kaiserschnitt ist zwar eine große Operation für die Mama, für die Ärzte aber ein sehr einfacher Eingriff. Daher ist die Situation sehr entspannt und die Auflagen sind nicht so streng wie bei anderen Operationen. Sprich deine Wünsche bei der Vorbesprechung an. Musik, Begleitung, sanfte Geburt, auspulsieren der Nabelschnur (ausstreichen), Vaginal seeding, Bonding nach der Geburt sind ein paar der Punkte, die ihr euch überlegen und besprechen könnt.

 

Die Nachgeburtsphase

  • Die goldene Stunde
    Die erste Stunde nach der Geburt wird auch als die goldene Stunde bezeichnet. Mama und Baby sind durch die vorhergegangene Geburt und den ganz speziellen Hormonspiegel besonders wach und aufmerksam. Das ausgeschüttete Hormon Oxytocin sorgt dafür, dass sich Mama und Baby ineinander verlieben. Es ist genau die richtige Zeit für das wertvolle „Bonding“, also das Kennenlernen und sich aneinander binden. Optimalerweise werden Mama und Baby dabei nicht gestört und dürfen diese Zeit ausschließlich für sich alleine haben. Anstehende Untersuchungen des Babys können auf der Mutter bzw. überhaupt erst anschließend stattfinden.
  • Käseschmiere
    Die Käseschmiere ist ein Fettfilm, der die empfindliche Haut deines Babys schützt, während es im Fruchtwasser schwimmt. Babys, die recht früh geboren werden, können mitunter noch recht viel von dieser Käseschmiere auf der Haut haben. Diese wertvolle Schicht wird im Optimalfall nicht weggewaschen, sondern darf in die Haut einziehen.
  • Plazenta
    Die Plazenta besteht zum größtes Teil aus kindlichem Gewebe. Sie ist also ein Stück deines Babys, das während der Schwangerschaft wichtige Funktionen (Blutkreislauf, Atmung, Entgiftung, Ernährung,…) übernimmt und bei der Geburt abstirbt. Schon alleine deswegen ist die Plazenta es wert, sich über sie Gedanken zu machen und sie nicht einfach unangeschaut dem Krankenhausmüll zu übergeben. Es gibt zahlreiche Möglichkeiten, wie du die Plazenta deines Babys nutzen und verarbeiten kannst. Befrage deine Doula dazu!
  • Untersuchungen
    Es gibt zahlreiche Untersuchungen, die bei deinem Baby durchgeführt werden können und Medikamente, die eventuell direkt nach der Geburt dem Neugeborenen verabreicht werden. Augentropfen, Vitamin K und der PKU Test sind hierbei die herausstechendsten Diskussionspunkte. Besprich die Vorteile und Nachteile der jeweiligen Untersuchungen und Medikamente mit deiner Hebamme.
  • Stillen / zufüttern
    Ganz egal ob du dein Baby stillen oder mit der Flasche füttern möchtest – informiere dich dementsprechend bei den richtigen Personen. Stillberaterinnen sind hier Ansprechpartner Nr. 1 – auch für die Fläschchenfütterung.

 

 

Überwältigt von all den Informationen und Möglichkeiten? Als Doula freue ich mich, mir dir gemeinsam deinen Geburtsplan zu erstellen. So kannst du für dich persönlich herausfinden und entscheiden, wie deine selbstbestimmte Geburt aussehen soll. Lies hier, welche Angebote ich für dich habe oder schreibe mir direkt eine Nachricht.