Es gibt zahlreiche Methoden unter dem großen Begriff der natürlichen Methoden zur Empfängnisverhütung. Sie alle haben unterschiedliche Ansätze und Ideologien – und so hat natürlich verhüten auch unterschiedliche Verlässlichkeiten. Im Folgenden möchte ich dir die Methoden sowie die jeweiligen Vor- und Nachteile vorstellen.
Inhalt
Pflanzliche Verhütungsmittel
Schon seit Jahrhunderten werden die unterschiedlichsten Planzen zur Empfängnisverhütung eingesetzt. Beim Mann ist das vorrangig das Niemöl, das die Beweglichkeit der Spermien einschränken bzw. die Ausreifung derselben reduzieren soll. Für die Frau gibt es verschiedenartig wirkende Pflanzen, die entweder empfängnisverhütend oder abtreibend wirken sollen. Die bekanntesten pflanzlichen Mittel für die Frau sind Wild Yam, eine Wurzel aus Mittel- und Südamerika sowie die Samen der Wilden Karotte. Die tatsächliche Wirkung dieser Mittel ist jedoch nicht nachgewiesen. Eine pflanzliche Verhütung ist daher auch nicht unter die verlässlichen Methoden einzuordnen.
Einige Quellen im Internet preisen auch weitere Pflanzen an, unter denen sich etliche Giftpflanzen befinden. Ich möchte hier ausdrücklich darauf hinweisen, dass ein Experimentieren mit eben diesen Pflanzen böse ins Auge gehen kann und rate dringend davon ab.
Kalendermethode
Eine der berühmtesten und sich hartnäckig als „natürlich verhüten“ haltende Methode ist die Kalendermethode. Diese Methode zur Ermittlung der fruchtbaren und unfruchtbaren Tage ist benannt nach den beiden Gynäkologen Dr. Hermann Knaus aus Österreich und Dr. Kyusaku Ogino aus Japan. Es wird die Zykluslänge herangezogen und davon ausgehend der Eisprung errechnet. Bei einer gesunden Frau findet er 12-16 Tage vor der nächsten Regelblutung statt.
Als alleinige Methode ist die Kalendermethode nicht empfehlenswert, da sich der Eisprung nicht vorausschauend errechnen lässt. Der Pearl Index liegt bei 9, Knaus Ogino ist damit nicht sehr verlässlich. Allerdings bauen die weiteren natürlichen Methoden auf der Tatsache auf, dass die Lutealphase der Frau 12-16 Tage dauert.
Temperaturmethode
Bei der Temperaturmethode misst die Frau jeden Tag die Aufwachtemperatur und trägt sie in eine Tabelle ein. Anhand des Temperaturanstieges, der durch das nach dem Eisprung produzierte Progesteron verursacht wird, kann nachträglich der Eisprung ausgewertet und eine unfruchtbare Zeit angenommen werden.
Zu den sehr sicheren Methoden gehört die Temperaturmethode nach Marshall aus dem amerikanischen Raum mit einem Pearl Index von 0,8. Außerdem ist die strenge Temperaturmethode nach Döring mit einem Pearl Index von 0,1 sehr verlässlich.
Schleimmethode
Ein weiterer Ansatz zur Bestimmung der fruchtbaren und unfruchtbaren Tage ist die Auswertung mit dem Zervixschleim. Der Zervixschleim wird – ausgelöst durch den ansteigenden Östrogenspiegel – im Inneren des Gebärmutterhalses gebildet. Er verändert das ansonsten saure Milieu der Vagina hin zu einem basischen Raum, in dem Spermien bis zu maximal 5 Tage überleben können. Das Vorhandensein von Zervixschleim ist Voraussetzung für eine erfolgreiche Befruchtung. Spermien sterben ansonsten im sauren Milieu der Vagina innerhalb von 15 Minuten ab.
Die beiden empfehlenswerten Methoden, die mit Zervixschleim arbeiten, sind die Methode nach Billings mit einem Pearl Index von 3 sowie die verfeinerte Beobachtung nach Creighton mit einem Pearl Index von 2.
Symptothermale Methode
Die Natürliche Empfängnisregelung nach Prof. Dr. Rötzer ist die erste symptothermale Methode. Sie kombiniert Temperatur und Schleim und ermöglicht dadurch eine sicher unfruchtbare Zeit nach erfolgter Auswertung des Eisprungs mit einer Verlässlichkeit von 100%. Das ist ansonsten mit keinem Verhütungsmittel und keiner anderen Methode erreichbar. Durch die Annahme von unfruchtbaren Tagen am Beginn des Zyklus, wo es keine absolute Unfruchtbarkeit gibt, ergibt sich insgesamt ein Pearl Index von 0,2.
Aus der Natürlichen Empfängnisregelung ist in Deutschland eine weitere Methode unter dem Namen NFP/Sensiplan entstanden. Sensiplan wendet die Regeln zur Auswertung in abgeänderter Weise an und erreicht einen Pearl Index von 0,4. Weiters gibt es eine symptothermale Methode unter ärztlicher Aufsicht, die sich NaPro Fertility Care nennt. Besonders Paaren mit unerfülltem Kinderwunsch lege ich diese Methode ans Herz. In Amerika gibt es zahlreiche weitere symptothermale Methoden (TCOYF, CCL, etc.), die jedoch bei uns wenig bekannt sind.
Was fehlt in meiner Aufzählung? Der Coitus interruptus kommt nicht vor. Ihn habe ich absichtlich ausgelassen, da er streng genommen nicht zu den empfängnisverhütenden natürlichen Methoden gehört. CI ist einfach unterbrochener Geschlechtsverkehr ist. Außerdem gibt es mittlerweile zahlreiche Verhütungscomputer und Verhütungsapps am Markt. Dieses Thema ist allerdings sehr umfangreich, sodass ich dem ein eigenes Thema widme.
Wie immer bin ich gespannt auf dein Feedback, deine Fragen und deine Erfahrungen zum Thema natürlich verhüten. Ich freue mich auf deine Nachricht.