Während der Geburt wird von der Hebamme regelmäßig der Geburtsfortschritt überprüft. Im Krankenhaus, aber auch zuhause und im Geburtshaus, geschieht dies routinemäßig durch eine vaginale Untersuchung. (Lies dazu gerne auch einen meiner älteren Beiträge: Du kannst Nein zur Untersuchung deines Muttermundes sagen!)
Oft ist die vaginale Untersuchung ungenau und stört den natürlichen Geburtsverlauf, vor allem aber ist sie eines: störend bis hin zu schmerzhaft, wenn sie unsanft oder zum falschen Zeitpunkt durchgeführt wird. Bei Frauen, die sexuelle Übergriffe erleiden mussten, kann es zudem zu Retraumatisierungen kommen.
Es gibt aber natürlich eine evidenzbasierte Alternative zu den vaginalen Untersuchungen. Durch die verstärkte Durchblutung im Becken sowie den Druck des Kindes auf Becken und Steißbein, entsteht bei 76-89% aller Gebärenden ausgehend vom Anus eine verfärbte Linie (auch Polinie oder purple line genannt), die sich während der Geburt etwa 10cm entlang des Steißbeins hinauf ausdehnt. Bei hellhäutigen Frauen ist diese Linie lila bis bläulich, bei dunkelhäutigen Frauen meist silbrig. Studien zeigen, dass es einen Zusammenhang zwischen der Länge dieser Linie, der Öffnung des Muttermundes und der kindlichen Position im Becken gibt.
Die Beobachtung der lila Linie ist also eine eindeutige und interventionsfreie Art, den Geburtsverlauf zu beobachten. Zudem können sie auch nicht medizinisch ausgebildete Geburtsbegleiter erkennen und dich entsprechend deines Geburtsfortschritts begleiten.
Kennst du die lila Linie? Wurde sie bei der Geburt deines Kindes beobachtet?